Es ist das Jahr 2008. Die Wii dominiert das Konsolengeschäft, Motion-Control und die Pointer-Steuerung haben die Videospielwelt revolutioniert. Erstmals gibt es mit dem Wii-Shop-Kanal zudem die Möglichkeit, auf einem Nintendo-System weltweit digitale Spiele herunterzuladen. Neben Virtual Console-Titeln gab es auch WiiWare-Spiele, Titel, die speziell für den digitalen Marktplatz erstellt wurden. Das wohl bekannteste und beliebteste Spiel für den Service war World of Goo, ein Puzzler, der von drei Personen kreiert wurde. Heutzutage wäre es ein Indie-Spiel, damals ein Videospiel, welches von drei Personen entwickelt wurde. Nun, 16 Jahre später erscheint endlich der Nachfolger des Titels, World of Goo 2. Kann das geniale Spielkonzept auch heute noch überzeugen? Das überprüfen wir in diesem Spieletest.
Jedes Rätsel hat seine eigene Idee. Hier versucht man, eine Rakete mit Treibstoff zu versorgen. Natürlich mit schwarzen Goo-Bällen
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World of Goo 2 macht da weiter, wo Teil 1 aufgehört hat. Wieder ist es eure Aufgabe, Goo-Bälle miteinander zu verbinden, um die so entstandenen Konstrukte in Richtung einer Röhre zu bauen, damit die überschüssigen Goos abgesaugt werden. Euch erwarten eine Vielzahl an verschiedenen Herausforderungen, deren Abwechslung durch die unterschiedlichen Arten von Goo-Bällen ermöglicht werden. Die typischen schwarzen Goos haben keine besonderen Eigenschaften, sind sie einmal miteinander verbunden, lassen sie sich nicht mehr trennen. Anders sieht es mit den Efeu-Goos aus. Diese könnt ihr wieder abtrennen und so erneut verwenden. Streichholz-Goo fangen an zu brennen, wenn sie mit Feuer oder Lava in Berührung kommen und lösen so Kettenreaktionen aus.
Der zweite Teil bietet jedoch noch viele weitere Goo-Bälle. Die meisten von ihnen stehen im Zeichen der neuen Goo-Flüssigkeit. Dabei handelt es sich um eine Art Öl, das sich durch Kanonen in neue Goo verwandeln lässt. Um diese zu aktivieren, müsst ihr durchsichtige Goo verwenden, die die Flüssigkeit aufsaugen können. Verbindet ihr diese mit einer Kanone, kann sie neue schwarze Goo-Bälle kreieren. Ein großer Teil der neuen Rätsel dreht sich um diese Mechanik. Es gibt jedoch auch Leucht-Goos, Ballon-Goos und viele mehr. Es sind diese Kombination aus den Goo-Bällen und den vielen durchdachten Leveln, die World of Goo 2 zu einem Ausnahme-Hit machen.
Wer sich jetzt denkt, dass das Ganze sich einfach anhört, der täuscht sich. Eine wichtige Mechanik habe ich bisher verschwiegen. Die World of Goo-Spiele nutzen eine durchdachte Physik-Engine. Baut ihr beispielsweise Türme, sind diese der Gravitation unterworfen und können umfallen oder anders in sich zusammenbrechen. Fließt die Goo-Flüssigkeit über eure Konstrukte, belasten sie diese ebenfalls. Das kann gefährlich werden, wenn ihr über Abgründe hängt oder Gefahren wie Lava oder Sägeblätter berührt. Glücklicherweise gibt es zwei Mechaniken, die möglichen Frust minimieren. Durch das Berühren von „Zeitfliegen“ könnt ihr einen Zug zurückkehren, um mögliche Fehler zu korrigieren. Diese scheint es in Teil 2 unbegrenzt oft zu geben. Solltet ihr ein Level partout nicht schaffen, lässt es sich auch ohne negative Effekte überspringen.
Die Genialität des Vorgängers ist auch in World of Goo 2 zu finden!
Bei einem Spiel dieser Art erwartet man sicher keine Story, doch wie schon im ersten Teil gibt es Schilder in jedem Level, die ihr anklicken könnt, um entweder Tipps zu erhalten, oder mehr über die Welt von World of Goo zu erfahren. Das Ganze ist dabei selbstironisch und sarkastisch geschrieben. Das gilt auch für die vereinzelten Cutscenes mit ihren kruden Figuren. Das Thema des neuen Spiels ist dieses Mal „Nachhaltigkeit“ und wie zu erwarten bei einem Spiel der Tomorrow Corporation wird dieses in keinem guten Licht dargestellt. In einem späteren Kapitel dreht das Spiel dann endgültig durch und geht Wege, die man dem Titel nicht zutrauen würde. Aus Spoilergründen werde ich jedoch nicht weiter darauf eingehen. Es ist merkwürdig, dies bei einem Spiel dieser Art zu schreiben, aber die Story ist ein weiteres Highlight des Spiel.
Die neue Goo-Flüssigkeit muss in diesem Level über einen Abgrund manövriert werden
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Ihr merkt schon: Ich bin sehr von World of Goo 2 angetan. Das Spiel hat jedoch eine gravierende Schwäche und das ist die Steuerung. Der Titel lässt sich über den Touchscreen oder mit der Pointer-Funktion der Joy-Con-Controller spielen. Wie wir mittlerweile alle wissen, ist letztere längst nicht so präzise wie damals die Wii-Fernbedienung. Dafür könnt ihr damit mit mehreren Spielern gleichzeitig spielen. Auf dem Touchscreen als Alternative verdecken jedoch oftmals euer Finger das Geschehen, wenn ihr einen Goo-Ball platziert. Ein Touchpen löst dieses Problem jedoch nur teilweise. Goo-Bälle bewegen sich automatisch in euren Konstrukten. Das führt dazu, dass ihr, sollten mehrere Arten von Goo-Bällen unterwegs sein, oft die falsche Art anfasst und benutzt. Zwar lassen sich Züge rückgängig machen, aber gerade, wenn ihr Efeu- oder Ballon-Goo loslösen wollt, klappt das oftmals nicht, weil das Spiel stattdessen lieber andere Bälle priorisiert. Das könnte sich einfach lösen lassen, indem man eine Einstellung hätte, nur bestimmte Arten von Goo-Bällen auswählbar zu machen. Auch ärgerlich ist, dass im Handheld-Modus die Controller überhaupt nicht verwendet werden. Dabei wäre es beispielweise ideal, mit den Joy-Sticks die Kamera zu bewegen. So wirkt das Ganze wie ein Smartphone-Spiel, inklusive Pinch-to-Zoom. Beide Probleme lassen sich so auch in der Nintendo Switch-Version von World of Goo finden.
Grafisch unterscheidet sich World of Goo 2 nicht vom Vorgänger. Auch weiterhin habt ihr das ikonische Design der Welten und Goo-Bälle, die bei einer Berührung anfangen, zu sprechen. Musikalisch sind fast alle Lieder Remixes des Soundtracks vom Original, was mich schon etwas enttäuscht hat, weil die Musik der Tomorrow Corporation-Spiele immer absolut herausragend ist. Eine wirkliche Weiterentwicklung des Gameplays gibt es nur durch die neuen Goo-Bälle und die Goo-Flüssigkeit, ansonsten unterscheiden sich Teil 1 und 2 nur durch verschiedene Level. Habt ihr das Spiel abgeschlossen, bietet der Titel dennoch Wiederspielwelt. In der Abrechnung nach dem Lösen eines Puzzlers, wird euch angezeigt, wie viele Goo-Bälle ihr gerettet, wie lange ihr gebraucht und wie viele Züge ihr genutzt habt. Erreicht ihr bestimmte Werte, erhaltet ihr eine Flagge neben dem Level. Diese sind jedoch nur zum Angeben da, sie schalten nichts frei und sind damit rein optional. Etwas ärgerlich: Im Vergleich zum Vorgänger gibt es keinen Modus, bei dem ihr die überschüssigen Goos zum freien Bauen verwenden könnt. Diese sind wirklich nur für die Highscore-Jagd gedacht, was schade ist.
